Richter und Roboter - by ARIC and Fieldfisher - Generative KI wie ChatGPT schafft viele rechtliche robleme, die bislang nicht gelöst wurden. Da KI-Systeme immer ausgefeilter werden und in der Lage sind, hochwertige Ergebnisse zu erzielen, wird es zunehmend schwieriger zu bestimmen, wer für mögliche Probleme verantwortlich sein sollte"

Richter und Roboter: Auto-GPT – Die Büchse der Pandora für Juristen?

Wie beeinflusst ChatGPT die Jurawelt? Werden Urteile bald nur noch von Robotern gesprochen? Und was sagt eigentlich die Rechtssprechung zu den neuesten Entwicklungen der generativen KI? In der Kolumne Richter und Roboter von ARIC und Fieldfisher beleuchten Dennis Hillemann und Stephan Zimprich im Wechsel einmal monatlich Themen aus KI und Recht. Im Mai geht es um die Anwendung AutoGPT.

ChatGPT verändert die Welt. Und auch wir Juristen sind davon betroffen. Denn die KI-Anwendung von OpenAI hat bereits rege Diskussionen in der Juristenwelt ausgelöst – vom Datenschutz über das Urheberrecht bis hin zu Grund- und Menschenrechten scheinen alle Rechtsmaterien betroffen. Doch nun hat AutoGPT – das noch ausgefeilter ist und eigenständiger arbeitet als ChatGPT – das Problem weiter verkompliziert. In diesem Artikel werde ich die rechtliche Komplexität von Auto-GPT untersuchen und einen Überblick über seine Möglichkeiten und Einsatzgebiete präsentieren.

 

A. Einführung in die Materie

I. Kurzer Überblick über das Aufkommen von KI-generierten Inhalten und ihre rechtlichen Auswirkungen

Der zunehmende Einsatz von KI in verschiedenen Bereichen, darunter die Verarbeitung natürlicher Sprache, Bilderkennung und Produktempfehlungssysteme, hat zu einem starken Anstieg von KI-generierten Inhalten geführt. Diese Inhalte, die von Schriftwerken bis hin zu Bildern und Musik reichen, werfen komplexe rechtliche Fragen in Bezug auf Eigentum, Fairness und der Grundlage von Innovationen auf. Mit der zunehmenden Verbreitung von KI-Inhalten ist es von entscheidender Bedeutung, einen Rechtsrahmen zu schaffen, der diesen Bedenken Rechnung trägt und ein Gleichgewicht zwischen dem Schutz der Rechte von Urhebern und der Förderung von Innovationen gewährleistet.

II. Kurze Erläuterung von Auto-GPT

Auto-GPT ist ein experimentelles KI-Tool, das in der Tech-Community aufgrund seiner fortschrittlichen Fähigkeiten und seines Potenzials für praktische Anwendungen große Aufmerksamkeit erregt hat. Die wichtigste Innovation von Auto-GPT ist der Einsatz sogenannter rekursiver KI-Agenten, die so programmiert sind, dass sie auf der Grundlage einer Reihe von Regeln und vordefinierten Zielen Entscheidungen treffen und Aktionen ausführen. Diese KI-Agenten arbeiten nach dem Prinzip der Zugriffsbeschränkung, d.h. sie können nur Aufgaben im Rahmen des ihnen über eine API gewährten Zugriffs ausführen. Dank dieser Funktion kann Auto-GPT komplexe Aufgaben ohne menschliches Eingreifen erledigen und eignet sich daher besser für die Erreichung von Zielen, die für Menschen zu schwierig oder zu zeitaufwändig wären.

 

B. Mögliche Anwendungen und Errungenschaften von Auto-GPT

I. Software-Entwicklung

Auto-GPT eignet sich besonders für komplexe Aufgabenstellungen, die kein menschliches Eingreifen erfordern. Im Bereich der Softwareentwicklung kann Auto-GPT eingesetzt werden, um Codes zu generieren, bestehende Programme zu überprüfen und sogar rudimentäre Websites zu erstellen. Die Fähigkeit, Eingaben in natürlicher Sprache zu verstehen und zu verarbeiten, ermöglicht es Entwicklern, ihre Anforderungen effizienter zu kommunizieren, was letztlich zu schnelleren und präziseren Softwareentwicklungsprozessen führt.

II. Optimierung von Geschäftsprozessen

Neben der Softwareentwicklung hat Auto-GPT das Potenzial, die Optimierung von Geschäftsprozessen zu revolutionieren. Durch die Automatisierung verschiedener Aufgaben und die Bereitstellung intelligenter, kontextbezogener Antworten kann Auto-GPT Arbeitsabläufe rationalisieren und die Gesamteffizienz verbessern. Auto-GPT kann z.B. zur Verwaltung von Kundensupportanfragen, zum Verfassen von E-Mails oder sogar zur Analyse und Zusammenfassung großer Datenmengen eingesetzt werden. Die Vielseitigkeit von Auto-GPT macht es zu einem wertvollen Werkzeug für Unternehmen, die ihre Abläufe optimieren und in einer zunehmend digitalen Welt wettbewerbsfähig bleiben wollen.

III. Selbstverbesserung und Erstellung von besseren LLMs

Einer der faszinierendsten Aspekte von Auto-GPT ist seine Fähigkeit, aus früheren Gesprächen zu lernen und seine Antworten im Laufe der Zeit zu verbessern. Diese Fähigkeit zur Selbstverbesserung ermöglicht es ihm, Aufgaben des Kurzzeitgedächtnisses zu bewältigen, wie z.B. den Überblick über Aktivitäten und Teilaufgaben zu behalten, was in verschiedenen beruflichen Situationen von unschätzbarem Wert sein kann. Darüber hinaus könnte die kontinuierliche Weiterentwicklung von Auto-GPT zu noch fortschrittlicheren Sprachmodellen führen, die die Grenzen der künstlichen Intelligenz verschieben und neue Möglichkeiten für ihre Anwendung im juristischen Bereich eröffnen.

 

C. Beispiele für die Fähigkeiten von Auto-GPT in realen Szenarien

Die Anwendungsmöglichkeiten von Auto-GPT sind vielfältig, und mehrere Beispiele aus der Praxis haben die beeindruckenden Fähigkeiten des Programms bereits unter Beweis gestellt. Dazu gehören:

  1. Die „Do Anything Machine“: Dieses auf Twitter geteilte Beispiel zeigt, wie Auto-GPT einen GPT-4-Agenten hervorbringen kann, der jede beliebige Aufgabe erledigt, die einer Aufgabenliste hinzugefügt wurde. Dies zeigt die Vielseitigkeit von Auto-GPT und sein Potenzial, bei einer breiten Palette von Aufgaben zu helfen, von einfachen Erinnerungen bis hin zu komplexen Problemlösungen.
  2. Podcast-Vorbereitung: Auto-GPT kann aktuelle Ereignisse lesen und eine Podcast-Gliederung vorbereiten, was seine Fähigkeit unterstreicht, Informationen aus verschiedenen Quellen zu verarbeiten und zusammenzufassen. Diese Funktion könnte besonders für Juristen nützlich sein, die über die neuesten Entwicklungen in ihrem Bereich informiert bleiben müssen.
  3. Chef-GPT: Dieses Auto-GPT-Programm kann das Internet durchsuchen und einzigartige Rezepte generieren, die für bestimmte Anlässe oder Feiertage geeignet sind. Auch wenn dieses Beispiel nicht direkt mit dem juristischen Bereich zusammenhängt, so zeigt es doch die Kreativität und Anpassungsfähigkeit von Auto-GPT, die auch in anderen Bereichen wie dem Verfassen von Rechtsdokumenten oder der Analyse der Rechtsprechung angewendet werden könnte.

Diese Beispiele kratzen nur an der Oberfläche dessen, was Auto-GPT zu leisten imstande ist. Da sich die Technologie ständig weiterentwickelt, ist es für Juristen von entscheidender Bedeutung, über die neuesten Entwicklungen informiert zu bleiben und die möglichen Auswirkungen auf ihre Praxis zu berücksichtigen.

 

D. Rechtliche Herausforderungen

Generative KI wie ChatGPT schafft viele rechtliche Probleme, die bislang nicht gelöst wurden, und auch keine einfache Lösung in Sichtweite ist. Mit Auto-GPT werden diese Probleme noch deutlicher, weshalb es von hoher Relevanz ist, sich gründlich mit diesem Thema zu beschäftigen. Da KI-Systeme immer ausgefeilter werden und in der Lage sind, hochwertige Ergebnisse zu erzielen, wird es zunehmend schwieriger zu bestimmen, wer für mögliche Probleme verantwortlich sein sollte, die sich aus der Verwendung ebensolcher generierten Inhalte ergeben. Eine der wichtigsten Fragen in diesem Zusammenhang ist, ob das KI-System selbst als Autor oder Schöpfer des von ihm produzierten Inhalts betrachtet werden kann. Wenn ja, würde das System die Rechte an seinem geistigen Eigentum besitzen, was dazu führen könnte, dass der Anbieter des KI-Systems oder sogar das System selbst für Verstöße oder Schaden haftbar gemacht wird, die durch den generierten Inhalt verursacht wurden.

 


Über den Autoren

Dennis HillemannDennis Hillemann ist Partner im Fieldfisher Office in Hamburg und berät und vertritt Unternehmen und öffentliche Stellen im Verwaltungsrecht. Er ist Gründer verschiedener Netzwerke und Mitglied in verschiedenen Vereinen.

 

 

 


Außerdem ist unklar, ob der rechtliche Rahmen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) durch die KI eingehalten werden kann. Es drängen sich Bedenken hinsichtlich der Fähigkeit des Unternehmens auf, Benutzerdaten vor unbefugtem Zugriff zu schützen, und seiner Verantwortung, Einzelpersonen zu benachrichtigen, wenn ihre Daten kompromittiert sind. Wir sprechen schließlich über ein Tool (Auto-GPT), das jede Minute durch hunderte von Aufforderungen und Aufgaben persönliche Daten sammelt und verwendet. Es arbeitet kontinuierlich eigenständig mit den Daten von ChatGPT und fügt dem System von OpenAI weitere personenbezogene Daten hinzu. Dies könnte zu großen Problemen im Zusammenhang mit den DSGVO-Bestimmungen führen, da u.A. berichtet wurde, dass Personen Auto-GPT verwenden, um LinkedIn nach persönlichen Daten möglicher Kontakte zu durchsuchen, und andere damit automatisch Websites scannen. Außerdem sind in Deutschland die Handelsregister digitalisiert und öffentlich zugänglich. Jeder, der an einem Unternehmen beteiligt war oder ist, könnte dort mit Informationen wie Geburtsdatum, Privatadresse, Höhe der Beteiligungen, Geschäftsführertätigkeiten usw. identifiziert werden. Mit Trimmed Auto-GPTs kann man nicht nur all diese Daten über eine Person aus diesem Register sammeln, sondern auch selbstständig alle sie betreffenden Änderungen im Register überwachen und sie dann mit anderen Daten wie LinkedIn-Profilen verbinden. Meiner Meinung nach ist dies ein echter Datenschützer-Albtraum, da KI die Menschen in bestimmten Bereichen transparent macht. Und da Auto-GPT all dies ohne menschliche Aufsicht tut, ist das Risiko eines Verstoßes gegen die DSGVO noch höher.

E. Empfehlungen für Gesetzgeber, Entwickler und Anwender

Gesetzgeber sollten sich über die neuesten Fortschritte bei AI-generierten Inhalten im Klaren sein und auf dem Laufenden bleiben über deren Auswirkungen auf die Gesellschaft. Dazu gehört das Verständnis der potenziellen Konsequenzen dieser Technologie und die Zusammenarbeit mit Experten, um rechtliche und ethische Herausforderungen zu identifizieren. Auto-GPT bietet Möglichkeiten, die bislang kaum vorstellbar waren. Die Gesetzgeber sollten einen proaktiven Ansatz in Betracht ziehen, der potenzielle Herausforderungen antizipiert und die notwendigen Schutzmaßnahmen in das Gesetz einbezieht. Mit zunehmender Komplexität des generierten Inhalts stellt sich außerdem die Frage nach menschlicher Kreativität und Urheberschaft. Die Zunahme von automatisch generierten Inhalten könnte zu einer Neubewertung unseres Verständnisses dieser Konzepte führen und Diskussionen über den Wert von KI-generierten Inhalten in der Gesellschaft auslösen. Um Kreativität und Innovation bei der Entwicklung von KI-generierten Inhalten zu fordern ist es von entscheidender Bedeutung, rechtliche Herausforderungen in diesem Zusammenhang anzugehen. Ein ausgewogenes rechtliches Rahmenwerk, das die Rechte von Individuen schützt und gleichzeitig technologischen Fortschritt fordert, kann zu einem verantwortungsvollen Wachstum von KI-generierten Inhalten führen.

F. Zusammenfassung

Auto-GPT hat das Potenzial, die Art und Weise, wie Inhalte erstellt und konsumiert werden, radikal zu verändern. Seine fortschrittlichen Fähigkeiten können zu mehr Effizienz, Einsparungen und neuen Möglichkeiten für Kreativität in verschiedenen Branchen fuhren. Traditionelle Ansichten von Urheberrecht und Kreativität werden herausgefordert: Die zunehmende Komplexität von generierten KI-Inhalten wirft Fragen nach der Rolle menschlicher Kreativität auf. Die Entwicklung von Auto-GPT konnte zu einer Neubewertung unseres Verständnisses dieser Konzepte fuhren und Diskussionen über den Wert von KI-generierten Inhalten in der Gesellschaft fordern. Die Notwendigkeit, rechtliche Herausforderungen im Zusammenhang mit Auto-GPT anzugehen, ist dabei entscheidend für die Forderung von Innovation und Kreativität bei der Entwicklung von KI-generierten Inhalten. Ein ausgewogenes rechtliches Rahmenwerk, das die Rechte des Individuums schützt und technologischen Fortschritt ermöglicht, ist unerlässlich für das Wachstum von KI-generierten Inhalten.



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